Die Bundesregierung hat vorrübergehend die Mehrwertsteuer gesenkt, was die Corona-Krise abfedern soll. Werden dadurch jetzt Bücher automatisch billiger?
Nein, das tun sie nicht. Zum Schutz des Kulturguts Buch gibt es in Deutschland seit fast 100 Jahren die Buchpreisbindung, welche im Buchpreisbindungsgesetz geregelt ist. Großhändler, Zwischenhändler und der stationäre Buchhandel bekommen auf dem festgesetzten Bruttopreis ihren Rabatt, der meist bei 40% anfängt und bis zu 55% betragen kann. Ein Buch hat daher keinen Nettopreis, von welchem aus alles berechnet wird, sondern der Bruttopreis dient als Grundlage, aus welchem rückwirkend der Nettopreis berechnet wird. Beispiel:
Ein Buch wurde mit einem Preis 15 Euro festgesetzt, der Buchhändler bekommt von diesem Preis aus seinen Rabatt von 40%. Er zahlt also 9 Euro im Einkauf. Auf diesen 9 Euro werden nun die Mehrwertsteuer ausgewiesen = 0,59 Euro.
Würden wir trotzdem den Bruttopreis anpassen, hätte es folgende Konsequenzen:
1. der Verlag müsste bei jedem Titel im Verzeichnis lieferbarer Bücher, in den Katalogen, Shops etc. den neuen Preis melden.
2. wir drucken die Preise immer auf die Bücher drauf. Jeder Händler, egal ob Barsortiment oder der kleine Buchhändler von nebenan, müsste für jeden einzelnen Titel ein neues Etikett drucken und auf seinen gesamten Bestand überkleben.
3. die Verkehrsordnung für den Buchhandel erlaubt es dem Händler, seine Einkäufe von den letzten 12 Monaten bei einer Preisänderung zu remittieren. Jeder Händler dürfte alle Titel komplett zurück schicken, er würde nur die Titel zum besseren Preis neu bestellen, die sich gut verkaufen. Gerade neue und unbekannte Autoren würden unter dieser Remission leiden.
4. nach dem Stichtag vom 31.12. würde die gleiche Prozedur von vorne anfangen, nur mit der Erhöhung.
Bekommt der kleine Händler von nebenan die Preisänderung nicht mit und verkauft Titel die unwissentlich zum alten Preis, wird das die Abmahnanwälte freuen, den sie verdienen sich daran dusselig.
Aus diesen Gründen werden wir die Preise nicht anpassen, der Aufwand und die Kosten wären dafür zu hoch.
Übrigens: sollte die Mehrwertsteuer für Bücher mal erhöht werden, handeln wir genau so: wir behalten die alten Bruttopreise bei und geben die Erhöhung nicht an unsere Kunden weiter.